Wir brauchen mehr öffentliche Orte, an denen Menschen sich wohl und sicher fühlen und dort gerne verweilen, an denen Menschen nicht in Autos aneinander vorbeifahren, sondern Ort, an denen man Mitmenschen wirklich wahrnehmen und ihnen begegnen kann. Diese Orte gibt es aktuell kaum, da der öffentliche Raum nach den Bedürfnissen des Auto-Verkehrs strukturiert ist (breite Straßen ohne bzw. mit viel zu schmalen Gehwegen und viele Parkplätze, die in den meisten Fällen unansehnliche Kahlflächen sind)*. Mit Kleinkind fühlt man sich zu Fuß oder auf dem Rad nicht sicher. Die vielen Autos lassen keinen Platz für Kinderspiele auf der Straße und zwingen Eltern die gesamte Verantwortung für Kinder im Verkehr auf, anstatt sichere Räume für alle zu schaffen.
Außerdem ist mir Mobilität für alle wichtig: Ich wünsche mir ein Konzept von Mobilität, dass die Bedürfnisse und Erwartungen aller Menschen in Keltern in den Blick nimmt: Menschen ohne Führerschein, Menschen mit Behinderungen, Kinder, Teenager, Familien, ältere Menschen, Menschen, die ohne Auto auskommen wollen oder müssen: breit ausgebauter und erschwinglicher ÖPNV, Car-Sharing-Angebote (falls es eben doch mal ein Auto sein muss) und Fahrradwege, die im Vergleich zu den Autostraßen keine Umwege sind oder mehr Steigung haben.** Die einzelnen Ortschaften sollten leicht und sicher mit Fahrrädern zu erreichen sein. Fahrradverkehr sollte für Autofahrer noch besser sichtbar gemacht werden. Wege des täglichen Bedarfs (Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Kindergarten/zur Kita) sollten fahrrad- bzw. fußgängerfreundlich gestaltet sein für alle Menschen, die sich ohne Auto fortbewegen wollen oder müssen.
Zum Thema Umwelt- und Klimaschutz: Verbrenner sind nicht klimafreundlich, belasten die Umwelt und die Gesundheit, verbreiten Mikro-Kunststoffe in der Natur und sind darüber hinaus eine erhebliche Lärmbelästigung. Im Bereich Mobilität vor allem auf Autos zu setzen, die häufig nur Einzelpersonen befördern, ist eine nicht zukunftsfähige Strategie und sollte abgelöst werden von einem Konzept, das umweltfreundlichere Alternativen bevorzugt.
* Ein Auto steht im Durchschnitt 95% des Tages einfach so herum (bevorzugt auf der Straße, das heißt im öffentlichen Raum) ohne bewegt zu werden. Da sind ca. 23 Stunden pro Tag.
** Beispielhaft für die Priorisierung von Autoverkehr und die Benachteiligung anderer Mobilitätsformen ist die aktuelle offizielle Umleitung für alle Fahrradfahrerinnen oder Fußgänger zwischen Ellmendingen und Dietlingen - mal eben schnell über die Grenzsägmühle.
26.07.2022, Hannah und Kai Darnstädt